Bahnbau durch die Stadt oder über die grüne Wiese:
Ein Vergleich für Bamberg


Derzeit baut die Deutsche Bahn für die neue ICE-Strecke Berlin-München den Abschnitt zwischen Breitengüßbach und Hallstadt zwischen den Bahnkilometern 3,7 und 6,8 , also auf etwa 3 Kilometern Länge.

Neubaustrecke Breitengüßbach-Hallstadt August 2019

Neubaustrecke Breitengüßbach-Hallstadt, August 2019 (hier bei Hallstadt)

Dieser Bauabschnitt läuft seit etwa 1,5 Jahren relativ problem- und geräuschlos ab. Man kann erkennen, dass sowohl der Eingriff in den Boden, als auch in die Fläche ohne den Abriss von Gebäuden oder andere gravierende Probleme vonstatten geht.
Die Zu- und Abfahrt für die Baufahrzeuge ist problemlos möglich. Für die umliegenden Orte Hallstadt, Kemmern und Breitengüßbach gibt es für die Anwohner praktisch keine Einschränkungen. Man kann sehen: Diese Baustelle arbeitet nahezu geräuschlos.

Neubaustrecke Breitengüßbach-Hallstadt August 2019

Neubaustrecke Breitengüßbach-Hallstadt, August 2019 (hier bei Breitengüßbach)

Weiterhin ist gut erkennbar, dass das Landschaftsbild zwar Einschränkungen erfährt, jedoch (zumindest so lange keine zusätzlichen Mauern errichtet werden) der Blick in unsere schöne Landschaft immer noch möglich ist.

Was kommt auf Bamberg zu?

Ein freies Bauen quer durch die Stadt ist natürlich nicht wie hier gezeigt möglich.

Die von den städtischen Verantwortlichen gewünschte Durchfahrung von Bamberg hat mehrere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten:

  • Eine Durchfahrt quer durch Bamberg bedeutet zunächst auch einmal den Streckenausbau durch den „Stadtwald“, also jenen westlichen Teil des Hauptsmoorwaldes zwischen Strullendorf bei Bahn-Km 55,3 und dem Wasserwerk am Tännig (unweit der Basketballhalle) bei Bahn-Km 58,8. Dieser Wald ist historischer und wesentlicher Teil der Wasserversorgung der Bamberger Bevölkerung. Die hier vorhandenen Brunnen wären von der Baumaßnahme direkt betroffen. Einen Ersatz hierfür gibt es noch nicht. Die Variante von "Bahnsinn Bamberg" beließe hier alles so, wie es ist: Der Ausbau wäre an dieser sensiblen Stelle nicht nötig.
  • Für die Durchquerung des Stadtgebietes auf einer Länge von 7,0 Kilometern, also für den Abschnitt zwischen dem Wasserwerk bei Bahn-Km 58,8 und Hallstadt/Autobahnbrücke am Börstig bei Bahn-Km 3,4, hat der Bahnausbau – der nach Vorschlag unserer Bahnsinn-Umfahrung nicht notwendig ist – gravierende Folgen.


Im unmittelbaren Baubereich sollen umfangreiche Hoch- und Tiefbaumaßnahmen durchgeführt werden. Gebäude müssen abgerissen werden, in der Nordflur wird ein Kreuzungsbauwerk in Tieflage durch die Kleintierzuchtanlage und die Kleingärten im Gleisdreieck an der Coburger Strasse errichtet.

Neubaustrecke Zapfendorf-Breitengüßbach Januar 2016

Neubaustrecke Zapfendorf-Breitengüßbach, Januar 2016

Die dortige Brücke „Kronacher Strasse“ - obleich nagelneu - soll abgerissen und neu gebaut werden, das historische Bahnbetriebswerk (erhaltenswert, aber schon teilweise eingefallen) verschwindet, die Fa. Weyermann wird betroffen sein, das Logistiklager der Fa. Bosch soll ersatzlos abgerissen werden , die Pfisterbergbrücke soll abgerissen und neu gebaut werden, die Gewerbebetriebe an der Nürnberger Strasse bahnseitig sollen ebenfalls ersatzlos abgerissen werden, die Unterführungen sollen vertieft werden (mit allen negativen Begleiterscheinungen), bestehende Grundstückszufahrten (auch zu Gewerbetreibenden) sollen gekappt werden, die Bahn rückt mit der Baustelle aber auch mit dem späteren Betrieb unmittelbar an viele Anwesen heran. Überbrückende Grünflächen sind nicht vorgesehen. Abschließend sollen bis zu 5 m hohe Lärmschutzwände auf einer Länge von gut 5 km entlang des Bahnausbaus in Bamberg errichtet werden.
Mit allen hier genannten Einzelaspekten werden wir uns in künftigen Artikeln noch detailliert auseinandersetzen.

Im mittelbaren Baustellenbereich werden die Baumaßnahmen über eine lange Zeit hinweg zu schwerwiegenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens führen. So werden etablierte Verkehrsströme unterbrochen, Unterführungen sind jahrelang gar nicht mehr benutzbar, der Austausch Bamberg Stadt – Bamberg Ost wird nur über große Umwege stattfinden können, der Aushub einer kilometerlangen Baugrube müsste aus der Stadt geschafft werden, für die Baustellenfahrzeuge müssten Bereitstellungsflächen entstehen, der Baustellenverkehr wird durch die Benutzung von Traktoren auch Nachts und an Wochenenden stattfinden und die wenigen vorhandenen Verbindungswege zusätzlich belasten und verschmutzen, der Einbau von Spundwänden wird für das Bauwerk unabdingbar sein, alle Versorgungsleitungen unter dem derzeitigen Bahngelände sind betroffen (Gas, Wasser, Strom, Datenkabel usw.) und müssten zwischen der „Stadtseite“ und der „Ostseite“ des Bahngeländes neu verlegt werden. Im Gebiet des mittelbaren Baustellenbereichs sind etwa 600 Gewerbebetriebe sowie mehrere tausend Anwohner von den Einschränkungen betroffen.
Auch zu diesen Einzelaspekten werden wir uns in kommenden Artikeln äußern.

Dass eine solche Baumaßnahme quer durch eine Stadt bedeutend teurer ist, liegt auf der Hand.
Auch zu diesem Aspekt werden wir uns noch äußern.

Zuletzt sei an dieser Stelle bemerkt, dass auch die Ausbauvariante von „Bahnsinn Bamberg", nämlich die Güterzugumfahrung entlang der Autobahn, nicht ohne Flächen auskommt. Diese Flächen sind jedoch in ökologischer Hinsicht ausgleichbar. Der Bau griffe nicht gravierend in das Leben tausender Bewohner und Gewerbetreibender ein, würde weder Bauwerke noch Infrastruktur zerstören, griffe nicht in die Trinkwasserversorgung Bambergs im Stadtwald ein, könnte reibungsarm gebaut werden und würde am Ende auch nicht unser Stadtbild zerstören – denn unsere Stadt besteht ja nicht nur aus Dom und Rathaus.

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