Der 4-gleisige Bahnausbau durch Bamberg
- eine Chronik wie es dazu kam

und

warum jegliche Art einer Ostumfahrung ausgeschlossen wurde und die Bahnsinn-Umfahrung nicht geprüft werden durfte


Vorwort

Die Chronik befasst sich mit der Entscheidung der Stadtspitze und des Bamberger Stadtrats zum Ausschluss jeglicher Form einer Ostumfahrung zu Gunsten des Bahnausbaus durch Bamberg, d.h. zur Durchfahrt der Güterzüge, die in den Nachstunden mit hoher Geschwindigkeit und hinter bis zu 5m hohen Lärmschutzwänden durch unsere Stadt rumpeln werden.

Doch weder die Stadtspitze noch der Stadtrat sind vom Sachverstand und von ihrer Entscheidungsbefugnis legitimiert, den Bahnausbau durch Bamberg zu entscheiden. Dies haben bereits andere für sie getan, denn bereits 2014 hat sich die DB AG für den Bahnausbau durch Bamberg ausgesprochen.

Die Eisenbahn-Infrastruktur und die Kunstbauten in Bamberg befinden sich seit Jahrzehnten in einem desolaten und maroden Zustand und hier hoffte die Stadtspitze, wenn sie wunschgemäß und im Gleichschritt mit der DB AG marschiert, dass sie sich letztendlich beim Bahnausbau durch Bamberg finanziell elegant aus der Affäre ziehen kann und dass ihnen die Bahn aus Dankbarkeit für ihr solidarisches Verhalten auch noch bauliche Sonderwünsche erfüllen wird, die sog. Verlangen der Stadt.

Seither beschränkten sich die Tätigkeiten der Stadtspitze und der CSU/SPD Fraktion des Bamberger Stadtrats (GroKo) nur noch darauf, alles zu tun, damit der DB AG der Bahnausbau durch Bamberg reibungslos gelingt.

Hierzu gehörte vor allem der Drohbrief von OB Starke an das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zum Thema Ostumfahrung Bamberg im BVWP 2030 mit dem Querverweis auf getroffene VEREINBARUNGEN und der Ausschluss der Bahnsinn-Umfahrung bei der abschließenden Bewertung der Varianten durch das VWI in Stuttgart mittels einer vorhergehenden PATT-Abstimmung im Bamberger Stadtrat - wohlwissend, dass die Bahnsinn-Umfahrung gegen die Ebenerdige Durchfahrung das Rennen gemacht hätte.

Wie es der Stadtspitze und der Mehrheit des Bamberger Stadtrats (GroKo) gelungen ist die schlechteste aller Lösungen für Bamberg zu finden und diese, gestützt auf eine Empfehlung des Verkehrs-Wissenschaftlichen Instituts (VWI) in Stuttgart, den Bambergern als die beste Lösung für Bamberg zu verkaufen, liest sich wie ein Krimi.

Die Chronik


Was Bamberg erwartet

Der 4-gleisige Bahnausbau durch Bamberg unter rollendem Rad ist eine einzige Katastrophe für Bambergs Bürger und ihre ehrwürdige Stadt. Insbesondere entstehen große Verluste von Gärtnerland in der Süd- und Nord-Flur durch Baustelleneinrichtungsflächen und der damit verbundenen Bodenverdichtung durch die Belastung der schweren Baufahrzeuge der Bahn, gefolgt von einer immensen Abholzung des Baumbestandes im Stadtwald und die Verlegung von mindestens 15 Brunnen der 'Unteren Fassung' im Trinkwasserschutzgebiet I. Aber auch der Verlust der Refugien der Kleintierzuchtvereine im Gleisdreieck durch den Bau eines monströsen Kreuzungsbauwerkes und Abriss und Neubau der Kronacher Straßenüberführung, der komplette Umbau des Bamberger Bahnhofs und Baulärm Tag und Nacht. Als Sahnehäubchen bekommt die Stadt zum Abschluss kilometerlange stadtgestalterische und bis zu 5m hohe Mauern, die dem Lärmschutz dienen sollen damit in den Nachstunden die Güterzüge mit hoher Geschwindigkeit durch Bamberg fahren können.
Bahnsinn-Bamberg hat diesen Irrsinn Bamberg 33 benannt. Bamberg 33 deshalb, da die Verunstaltung und Teilung der Stadt im Jahr 2022 beginnen und nach 11 Jahren Bauzeit im Jahr 2033 enden soll.

So einfach wäre es gewesen

Zugegeben, der 4-gleisigen Bahnausbau konnte nicht verhindert werden. Doch die beiden neuen Gleise hätte man um Bamberg herum führen müssen. Die Altbaugleise, sprich die Bestandsgleise, könnten so bleiben wie bisher. Nach Jahrzehnten des Verfalls muss allerdings die gesamte Bahn-Infrastruktur (die Zubringergleise, Bahnüberführungen und Straßenüberführungen und der Bahnhof) generalüberholt werden. Doch das hat mit dem Bahnausbau in Bamberg nichts zu tun, denn es ist die Pflicht der Bahn ihre Infrastruktur instand zu halten.
Unterm Strich wäre die Generalüberholung der Bahn-Infrastruktur in Bamberg plus die Ostumfahrung nicht teurer gewesen als der 4-gleisige Bahnausbau durch Bamberg (1,1 Milliarden €) aber sehr viel Zerstörungsfreier, Lärmverträglicher, vor allem zeitlich sehr viel kürzer (6 Jahre) und ohne meterhohen 'Mauerbau', der obendrein das Welt-Erbe gefährdet.

Zurück zu den Anfängen!

Die Protagonisten

Die Deutsche Bahn AG (DB AG)
Im Rahmen des VDE 8.1 muss die Bahn-Infrastruktur in Bamberg grundlegend erneuert werden und hierzu möchte die DB AG, die beiden neuen Gleise, für den Bahnausbau durch Bamberg gleich mit verlegen. Im Klartext heißt das: Für die DB AG gibt es nur eine Devise und die heißt: 4-gleisiger Bahnausbau durch Bamberg - Basta!
Die Stadt Bamberg
Unabhängig vom Bahnausbau in Bamberg forderte die Stadt Bamberg einen angemessenen Lärmschutz (Welterbe-Stadt) für die bestehende Infrastruktur und den Stadtteil Gereuth, deren Anwohner seit Jahrzehnten besonders unter dem Bahnlärm leiden.
Hierzu stellt die DB AG fest, dass sie gemäß Bestandsschutz (Schienen-Bonus) der Forderung der Stadt nur dann nachkommen kann, wenn bei der Instandsetzung der bestehenden Infrastruktur mindestens zwei zusätzliche Gleise neu verlegt werden. Dies wäre bei einem 4-gleisigen Bahnausbau durch Bamberg der Fall.

Die Hindernisse

Nach dem ersten Schock der Bürgerschaft in 2012 (Vorstellung des Bahnausbaus in der Konzert- und Kongresshalle in Bamberg) was mit ihrer ehrwürdigen Stadt passieren soll (stark erhöhtes Güterzugaufkommen hinter mehr als 5m hohen Lärmschutzmauern) bietet die DB AG zur Beruhigung der Gemüter auch eine Ostumfahrung an. Hier könnten zumindest die in Nord-Süd-Richtung fahrenden Güterzüge und die in Bamberg nicht haltenden Personenzüge um Bamberg herum geführt werden.

OB Starke sagte 2012: mit ihm wird es in Bamberg keinen Mauerbau geben.

Zum Thema Bahnausbau gründet sich 2012 die Arbeitsgemeinschaft (AG) Bahnsinn-Bamberg die 2015 mit ihrem Förderverein Bahn mit Sinn zum Verein Bahnsinn-Bamberg e.V. fusionierte. Ziel der AG Bahnsinn-Bamberg ist: sämtliche Güterzüge müssen raus aus Bamberg und hierzu gehören nicht nur die Güterzüge in Nord- Süd-Richtung sondern auch die Güterzüge von und zur Werntalbahn (Rottendorf).
Die AG Bahnsinn-Bamberg nannte ihre Umfahrungsvariante Der Bamberger Weg und ab 2016 Bahnsinn-Umfahrung.

Aufgewertet wurde die Umfahrungsvariante durch die Aussage von Herrn Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB AG für Bayern, der bereits im Dezember 2012 im Koordinierungskreis Bahnausbau in Bamberg davon sprach, dass die Ostumfahrung prinzipiell machbar ist, davon ausgehende Belastungen sind handhabbar und Beeinträchtigungen kompensierbar. Des Weiteren führt er aus, dass die Bahn der Stadt Bamberg den 1-stündigen ICE-Systemhalt in Aussicht stellt. Doch dann müssen die Güterzüge um Bamberg herum geführt werden und damit wäre auch das Lärmproblem in Bamberg gelöst.

Doch genau diese Bollwerke sind es, die dem Wunsch der DB AG entgegen stehen und deshalb müssen die richtigen Entscheidungen getroffen werden!

Eine Symbiose 'bahnt' sich an

Aus dem ehemaligen Befürworter der Ostumfahrung wird über Nacht ihr erbittester Gegner und der heißt OB Starke. OB Starke verteufelt ab sofort jegliche Ostumfahrung und spricht später sogar von einer ökologischen Todsünde.
Der neuen Weltanschauung folgend, beschließt der alte Stadtrat bereits am 24.07.2013 unter Federführung von OB Starke - ohne vorhergehende Prüfung - den Ausschluss der Ostumfahrung des Bamberger Wegs von Bahnsinn-Bamberg, also noch vor der Wahl des neuen Stadtrats in 2014.

OB Starke näherte sich damit der Wunschvorstellung der DB AG und wenn er weiterhin so hilfreich agiert, bekommt er auch noch seinen sehnlichst erwünschten Voll-Lärmschutz für Bamberg!
Was Ob Starke nicht bedachte ist, dass auf den beiden neuen Wunschgleisen der DB AG zuerst einmal zusätzlicher Bahnlärm die Stadt belasten wird, nämlich durch die Güterzüge aus Nord- Süd-Richtung, die dann in den Nachstunden und ohne Halt und mit hoher Geschwindigkeit durch Bamberg fahren werden und nur dafür bekommt OB Starke von der DB AG den versprochen Lärmschutz.
Doch OB Starke hat noch nicht gemerkt, dass er hier so schnell über den Tisch gezogen werden soll, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfindet.

Bahnsinn-Bamberg kämpft für seinen Bamberger Weg

Der verbliebene Torso des Bamberger Wegs - die Westanbindung - kann nämlich in Ergänzung mit der noch bestehenden Ostumfahrung der Bahn unseren Bamberger Weg wieder aktivieren und es lohnt sich weiterhin für eine Güterzugumfahrung und für die Umfahrung der Personenzüge, die in Bamberg nicht halten (z.B. ICE-Sprinter), mit allen Mitteln zu kämpfen. Unerwartete Rückendeckung bekommt Bahn mit Sinn von einem namhaften Nürnberger Planungsbüro. Ohne Bezug zur Politik hält der dortige Planer unsere Lösung im Ergebnis für i. O. - gibt jedoch einschränkend zu bedenken, dass die längere Fahrstrecke auch höhere Trassenbenutzungsgebühren verursacht und möglicherweise eine höhere Lärmbelastung von Hallstadt entsteht. Beide Argumente konnten wir entschärfen.
Doch finstere Mächte arbeiteten bereits mit allen Mitteln an der Abwahl der Ostumfahrung der Bahn.

Der Bahnausbau in Hallstadt und die getroffene VEREINBARUNG

Am 30.07.2015 erlässt das Eisenbahnbundesamt, Außenstelle Nürnberg (EBA (N)) den Planfeststellungsbeschluss zum Bahnausbau zwischen Hallstadt und Zapfendorf. Da vom Beschluss des EBA (N) auch das Stadtgebiet Bamberg auf rund 200m Am Börstig betroffen ist und die Ostumfahrung der Bahn noch im Rennen war, hätte die Stadtspitze, wenn es ihr mit einer Umfahrung jemals ernst gewesen wäre, bereits im Planfeststellungsverfahren gegen den 4-gleisigen Bahnausbau durch Hallstadt bis hin Am Börstig, einsprechen müssen. Denn dem Beschluss folgend kann der weitere Bahnausbau Am Börstig in Richtung Bamberg auch nur 4-gleisig erfolgen.
Durch das Nichteinsprechen der Stadt Bamberg wurde der 4-gleisige Bahnausbau durch Bamberg bereits am 30.07.2015 entschieden und genau das ist sie, das Nichteinsprechen ist die getroffene VEREINBARUNG, denn auch die DB AG hat den Abzweig zur Ostumfahrung ignoriert, trotzdem zu diesem Zeitpunkt die Variante Ostumfahrung der Bahn noch nicht ausgeschlossen war.
Beide Maßnahmen dienten somit einzig und allein der Vorbereitung zum Bahnausbau durch Bamberg.

Der Kampf gegen die Ostumfahrung

OB Starke erklärte die Ostumfahrung zur ökologischen Todsünde und löst damit eine Initialzündung aus. Mit Mutmaßungen und Falschaussagen gingen die CSU und SPD Stadträte gegen die Ostumfahrung vor. Hierzu gehörten: das Trink- und Grundwasser ist in Gefahr, der Hauptsmoorwald wird zerstört und der ICE-Halt in Bamberg ist wieder einmal gefährdet. Das Baureferat erstellte obendrein noch eine Matrix, die nur dem Zweck diente, die Ostumfahrung der Bahn, endgültig ausschließen zu können und nach dieser Hetzkampagne kam es wie es kommen musste.
Am 27.04.2016 beschließt der Bamberger Stadtrat mehrheitlich, insbesondere aber mit den kompletten Stimmen der GroKo des Bamberger Stadtrats (22), den Ausschluss jeglicher Form einer Ostumfahrung. Damit war der Weg frei für den Bahnausbau durch Bamberg.
Doch wie aus heiterem Himmel meldete sich im März 2016 das BMVI, also kurz vor der Abstimmung im Stadtrat und überraschte Freund und Feind einer Ostumfahrung gleichermaßen mit einer fundamentalen Aussage.

Der Bundes-Verkehrs-Wege-Plan 2030 (BVWP 2030)

Im BVWP 2030 (Entwurf März 2016) wird explizit die Ostumfahrung Bamberg genannt und die großen Vorteile einer Umfahrungslösung für Bamberg aufgezeigt. Unter anderem heißt es dort:
Die autobahnparallele Führung (Verkehrsbündelung) ermöglicht eine östliche Umfahrung von Bamberg für Personenzüge, die nicht in Bamberg halten, sowie für den Güterzugverkehr. Dies ermöglicht eine Entlastung des Knotens Bamberg vom Güterverkehr und den Verzicht auf ein Kreuzungsbauwerk in Bamberg im Bereich der Einmündung der Bahnstrecke aus Richtung Schweinfurt. Für den Schienenpersonenverkehr ergeben sich weitere Reisezeitersparnisse von 2 Minuten.
Hierzu fällt dem, der Stadtspitze nahe stehendem Zeitungsmonopolisten in Bamberg, dem Fränkischen Tag, nichts anderes ein, als am 18.03.2016 festzustellen:

ein Schreckgespenst taucht auf


Doch für OB Starke bricht seine Bahnvision zusammen. Er ist außer sich und beschwert sich am 28.04.2016 schriftlich beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). (Hier zwei Zitate aus seinem Brief)

Die Stadt Bamberg hat sich an die getroffenen VEREINBARUNGEN gehalten und in der Sitzung des Stadtrats am 27.04.2016 einen Beschluss zum Ausschluss jeglicher Form einer Ostumfahrung aus dem weiteren Verfahren getroffen.

Die Stadt Bamberg weist daher ausdrücklich darauf hin, dass mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen jegliche Form einer Ostumfahrung um die Stadt Bamberg vorgegangen wird, sollte diese Variante im weiteren Projektverlauf verfolgt werden.


Zu allem Überfluss und ohne direktes Mandat zum Bahnausbau in Bamberg schaltet sich auch noch die Bayerische Gesundheitsministerin, Frau Melanie Huml (CSU), in das Geschehen mit ein und bittet am 29.04.2016 schriftlich den damaligen Bundesverkehrsminister Dobrindt (CSU) um Änderung des BVWP 2030 dahingehend, dass der ICE Ausbau entlang der bestehenden Trasse durch Bamberg erfolgen soll.

Um den Drohungen und Bitten aus Bamberg gerecht zu werden änderte das BMVI tatsächlich den BVWP 2030 und ersetzte die Ostumfahrung Bamberg durch den Begriff Korridor zwischen Strullendorf und Breitengüßbach.
Die Änderung wurde auch so am 03.08.2016 vom Bundeskabinett beschlossen und jetzt war der Weg wieder frei für den Bahnausbau durch Bamberg mit 4-gleisigem Anschluss Am Börstig und auch die Bahn-Welt von OB Starke war wieder i. O.

Anmerkungen des Verfassers

Die Reaktion von Bundesminister Dobrindt zeigt, dass es bei Abfassung des BVWP 2030 keinerlei Abstimmung zwischen dem Bundesverkehrsministerium und der DB AG gab und es wäre beinahe zum Eklat gekommen.
Trotz dieser Diskrepanz konnte das BMVI ein drohendes öffentliches Fiasko mit einem Kunstgriff gerade noch verhindern. Korridor heißt das Zauberwort, denn ein Korridor beschreibt keine exakte Trassierung, sondern nur die Möglichkeit, sich sowohl als auch zu entscheiden und damit war auch ein Bahnausbau durch Bamberg wieder möglich - und keiner hat was gemerkt - oder doch?
Die großen Vorteile der 'Ostumfahrung Bamberg' sucht man in der neuen Projektbeschreibung vergeblich. Doch dies ist folgerichtig, denn der Bahnausbau durch Bamberg auch ebenerdige Durchfahrung genannt, bringt tatsächlich für die Stadt nur Nachteile.
Das Verhalten von Bundesminister Dobrindt, der fast auf Zuruf den BVWP 2030 änderte, zeigt auch, wie wenig die sogenannte große Politik noch mit der Wahrheit und den Anliegen der Bürger zu tun hat.

Zwei blieben übrig

Zur Erinnerung! Drei Varianten, die 'Ebenerdige Durchfahrung', der 'Lange Tunnel' in offener und bergmännischer Bauweise und die 'Ostumfahrung der Bahn' waren noch im Rennen. Die Ostumfahrung der Bahn hat man VEREINBARUNGSGEMÄSS bereits am 27.04.2016 mit ausgeschieden und den sog. langen Tunnel müssen die beiden Protagonisten DB AG und OB Starke auch nicht fürchten. Denn wer gräbt schon einen bergmännischen Tunnel durch die Stadt - nur für die Durchfahrt der Güterzüge und des ICE-Sprinters - wenn man auch außen herum fahren kann?
Aber HALLO! Aufwachen! - ihr habt doch jegliche Ostumfahrung abgewählt - ERGO ist der 'Lange Tunnel' gleich mit gestorben - oder etwa nicht?
Trotzdem hat die DB AG diese Tunnellösung noch bis ins Detail ausarbeiten lassen, gewissermaßen zur weiteren Unterhaltung im Stadtrat aber wohlwissend, dass diese Variante niemals zum Zuge kommt.

Doch es war noch nicht an der Zeit, der Bürgerschaft in Bamberg die schlechteste aller Varianten - die Ebenerdige Durchfahrung - als beste Lösung zu präsentieren.
Da muss noch ein Zwischenspiel her, damit man das Bahntheater in Bamberg zeitlich noch ein bisschen strecken kann.

Die Bahnausbau-Scheingefechte

Der Stadtrat war tatsächlich bei der weiteren Suche nach alternativen Varianten sehr emsig und die Bahnexperten unter den Stadträten hatten hierzu auch noch ein paar ausgefallene Ideen.

Damit gesellten sich zu den zwei übrig gebliebenen Varianten

Ebenerdige Durchfahrung
Langer Tunnel


auch noch

Kurzer Tunnel
Volluntertunnelung
3-Gleisigkeit
Kein Ausbau im Süden


Die Ideen konnten gar nicht aberwitzig genug sein, wichtig war nur, dass man bereits im Vorfeld erkennen konnte, dass sie keine Gefahr für die ebenerdige Durchfahrung darstellen, denn die Drahtzieher hatten hier schon im Hinterkopf, zum krönenden Abschluss ein Bewertungssystem-Auswahlverfahren zu initiieren und erst hier sollte die Ebenerdige Durchfahrung - der 4-gleisige Bahnausbau durch Bamberg als Sieger hervorgehen und von OB Starke als die Entscheidung des Jahrhunderts den Bambergern zelebriert werden! Für das Auswahlverfahren hat man sich bereits den richtigen Partner ausgeguckt, das Verkehrswissenschaftliche Institut (VWI) in Stuttgart.
Man kannte sich bereits von der 'Leistungsuntersuchung zum Knoten Bamberg' (Abschlussbericht vom 20.04.2016) und man hatte auch noch genügend Zeit, gemeinsam ein passendes Bewertungssystem zu entwickeln.

Die Abtrünnigen und die PATT-Abstimmung

Alles war schon gerichtet und wasserdicht geschnürt, da sprangen in letzter Minute die Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler und der Grünen AL in die Presche und forderten im Stadtrat auch die Prüfung der Bahnsinn-Umfahrung beim VWI in Stuttgart. Der große Stratege OB Starke nannte diese Forderung berechtigt, wusste er doch, dass dieses Ansinnen von vorne herein zum Scheitern verurteilt war. Konnten doch die 22 Stadtratsmitglieder der GroKo allein schon eine PATT-Situation herbeiführen und damit den Antrag zu Fall bringen.
Vermutlich wussten das auch die Antragssteller. Der Antrag war aber deshalb für sie so wichtig, da man sich später nicht nachsagen lassen wollte, man hätte nicht alles versucht, den SUPERGAU in Bamberg zu verhindern.
Auf jeden Fall kam es so wie es kommen musste, der Antrag der beiden Fraktionen wurde mit einem PATT-Ergebnis 22:22 geradezu abgeschmettert und nun stand der PRÜFUNG DER VARIANTEN beim VWI in Stuttgart nichts mehr im Wege. Das Ergebnis kam für alle Beteiligten völlig überraschend. Mit 354 Bewertungspunkten hieß es:

The Winner Is: die 'Ebenerdige Durchfahrung'


Mit der Ausbauempfehlung des VWI im Rücken wurde die 'Ebenerdige Durchfahrung' am 06.03.2018 vom Bamberger Stadtrat mehrheitlich zum Sieger gekürt und OB Starke eilte hinaus in die Stadt, verkündete die frohe Botschaft und schwärmte von der hervorragenden Arbeit des VWI und dem finalen Gutachten. Eigentlich hat das VWI nur eine Empfehlung ausgesprochen aber ein Gutachten ist Öffentlichkeitswirksamer und schließlich hat das ganze Gezeter mindestens 70.000,00 € gekostet.

Bahnsinn-Bamberg in eigener Sache

Mit viel Aufwand haben wir das Bewertungsschema des Verkehrs-Wissenschaftlichen Instituts in Stuttgart (VWI) auf unsere Variante übertragen und die Bewertung selbst vorgenommen. Die Bahnsinn-Umfahrung - die Güterzugumfahrung mit Westanbindung hatte letztendlich mit 413 Punkten fast 60 Punkte mehr auf ihrem Konto als die Ebenerdige Durchfahrung. Hier staunte sogar der Fränkische Tag (FT) und wollte zur Glaubwürdigkeit unserer Berechnung die Stadtverwaltung befragen, erhielt aber als Antwort - kein Kommentar.
Wir haben unser Bewertungsergebnis am 10.04.2018 OB Starke schriftlich mitgeteilt und um Stellungnahme gebeten. In seinem Antwortschreiben vom 27.04.2018 ließ OB Starke lediglich verlauten, dass in der Tat das Punktebewertungsergebnis für die Bahnsinn-Umfahrung an das VWI gegeben wurde aber zu keinem Zeitpunkt die Absicht bestand, eine vollumfängliche Bewertung der Bahnsinn-Variante durch VWI vornehmen zu lassen. Dies hätte auch in ausdrücklichem Widerspruch zur Beschlusslage des Stadtrates gestanden (siehe hierzu auch die PATT-Abstimmung).

Ein absurdes Szenario

Das Absurde an der Mehrheitsentscheidung des Bamberger Stadtrats für die ebenerdige Durchfahrung, dem Bahnausbau durch Bamberg ist:
Zuerst holt man sich die Güterzüge und die ICE-Sprinter in die Stadt. Dann stellt man mit Verwunderung und Entsetzen fest, dass die Güterzüge, die in den Nachtstunden mit hoher Geschwindigkeit durch die Stadt fahren, nur Lärm und Gefahren verursachen und dass man sich vor diesem Lärm schützen muss und verlangt diesbezüglich von der DB AG den Bau von meterhohen Lärmschutzwänden, also von Mauern, wie man sie bereits von Zapfendorf, Breitengüßbach und Erlangen kennt. Doch diese verschandeln nicht nur die Stadt, sie teilen sie auch in

Ost- und West-Bamberg


und gefährden obendrein ihren Welterbe-Status - einfach nur genial!

Bemüher haben entschieden

Zum Thema Bahnausbau in Bamberg konnte man am 30.09.2016 im Rathaus-Journal folgendes lesen: Man darf den Stadtverantwortlichen den guten Willen und das Bemühen um die beste Lösung nicht absprechen.

Doch bemühen allein reicht nicht. Bemüher sind auch keine Entscheider. Bemüher verstecken sich lieber hinter Gutachten, da hat man wenigstens gleich einen Schuldigen an der Hand.

Hier hätte OB Starke besser zuvor seinen Kämmerer befragen sollen, denn ein Vorgesetzter, der einem Mitarbeiter das Prädikat - er hat sich bemüht - ausstellt, meint damit im Klartext, dass dieser Mitarbeiter am nächsten Tag lieber zuhause bleiben soll.


Zurück zu aktuellen Beiträgen.